Ich gebe es zu …. ich habe kein Elektroauto. Mein Hyundai i10 fährt ganz ordinär mit Benzin.
Warum zögere ich noch?
Gibt es doch mit dem Hyundai Kona elektro ein ziemlich interessantes Elektroauto.
Mit dem Kona kommt man über 400 km weit.
Es sind dieselben Gründe, von denen man immer wieder in den Medien hört:
- Hohe Anschaffungskosten
- Geringe Reichweite
- Zu wenig Ladesäulen
Wenn alle einen Elektrowagen fahren würden, dann bräche das Stromnetz in Deutschland zusammen.Das klingt plausibel. Es gäbe sehr viele Autos, die sehr viel Strom (ver-)bräuchten. Aber stimmt das denn eigentlich?
Wieviel Strom brauchen Elektroautos?
Ich habe mir gedacht, dass ich das einfach selbst mal nachrechnen könnte. Basis für die Zahlen sind diverse, frei zugängliche Quellen im Internet. Rechnen wir also mal durch, was so ein Auto im Jahr an Strom braucht. Laut der Website Elektroauto News liegt der Stromverbrauch von Elektroautos derzeit bei 11,5 kWh (Hyundai Ioniq Elektro) bis 23,3 kWh (Tesla Model S P90D). Der Einfachheit halber nehme ich mal 15 kWh zum weiteren Rechnen. Wieviel Kilometer fährt man denn so im Durchschnitt im Jahr? Bei mir sind es 25.000 km, aber das ist wahrscheinlich schon recht viel. Kommt ihr im Jahr auf 25.000 km? Nehmen wir mal einen etwas kleineren Wert, nämlich 20.000 km im Jahr. 20.000 km im Jahr bei einem Verbrauch von 15 kWh pro 100 km im Durchschnitt ergibt einen Strombedarf von 3.000 kWh. Das klingt schon mal ganz schön viel. Andere Leute können ihre Wohnung damit ein Jahr lang betreiben. In Deutschland gibt es laut dem Kraftfahrt-Bundesamt zum 01. Januar 2018 56,5 Millionen Kraftfahrzeuge. Dabei werden LKWs und Motorräder mit dazugezählt. Wieder der Einfachheit wegen erhöhe ich auf 60 Millionen. Wenn also ab sofort sämtliche Kraftfahrzeuge in Deutschland mit Strom fahren würden, bräuchten sie 60 Mio mal 3.000 kWh im Jahr.Das ergibt fette 180 TWh (= Terawatt-Stunden).
Stellt sich die Frage, ob das viel ist, verglichen mit dem Strom, der in Deutschland erzeugt wird. Oder könnt ihr so aus der Hüfte heraus etwas mit dem Wert 180 TWh anfangen? Ich nicht.
Wieviel Strom erzeugt Deutschland?
In einer idealen Welt vebrennen wir keine Kohle für Strom und wir zerstückeln auch keine Atome dafür. Aber die Frage, woher der Strom kommt, schieben wir hier mal beiseite. Um die gigantischen 180 TWh einordnen zu können, müssen wir wissen, wie viel Strom insgesamt in Deutschland erzeugt wird. Wenn ich der Wikipedia glauben darf, so waren das im Jahr 2017 654,8 TWh.In Prozent: 180 Terawatt-Stunden entsprechen fast 30 Prozent der derzeitigen Stromproduktion.
Haben wir genug Strom für alle Autos?
Wenn wir 30 Prozent der Stromproduktion nur für die Elektroautos benötigen, haben wir definitiv ein Problem. Allerdings können wir nicht davon ausgehen, dass tatsächlich alle Autos auf einen Schlag auf einen Elektroantrieb umgestellt werden. Tatsächlich gibt es laut Kraftfahrt-Bundesamt zum 01. Januar 2018 gerade mal 54.000 reine Elektrofahrzeuge. Rechnen wir doch schnell mal den Strombedarf für diese Autos aus: 54.000 x 15 kWh / 100 km = 810.000 kWh / 100 km Bei einer Fahrleistung von 20.000 km im Jahr ergibt das 162 GWh (= Gigawatt-Stunden).Das entspricht also bei 655 TWh Gesamtstromproduktion 0,025 Prozent.
Der aktuelle Strombedarf kann also eher vernachlässigt werden. Er muss noch nicht mal zusätzlich produziert werden, weil Deutschland nach einem Bericht des Fraunhofer Instituts im ersten Halbjahr 2018 ca. 22 TWh exportiert hat.
Unsere Bundeskanzlerin hatte sich für das Jahr 2020 einen Bestand von 1 Mio Elektroautos gewünscht. Alle sind sich einig, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann.
1 Mio Elektroautos entsprächen dann einem jährlichen Strombedarf von 3 TWh, also etwa 0,5% der Stromproduktion im Jahre 2017. Auch 3 TWh werden leicht von den 22 TWh Exportüberschuss (im Halbjahr) abgedeckt.
Mit 22 TWh Exportüberschuss in einem halben Jahr, also 44 TWh im Jahr könnten wir insgesamt 15 Mio Elektroautos in Deutschland fahren lassen, ohne dass dies unseren sonstigen Stromverbrauch belasten würde. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Dabei ist der geplante weitere Ausbau der regenerativen Stromerzeugung nicht einmal berücksichtigt.
Wie viele Elektroautos tatsächlich in den nächsten Jahren auf deutschen Straßen fahren, weiß kein Mensch. Es gibt dazu verschiedene Studien, auf die ich hier gar nicht verlinken möchte, weil sich die Zahlen komplett unterscheiden.
Nur kurz: McKinsey erwartet bis 2030 einen Anteil von 7%, die TU München sieht bis 2035 bereits einen Anteil von über 30%.
Wie auch immer … es wird noch eine Weile dauern, so dass nicht mit einem exorbitant hohem zusätzlichen Strombedarf zu rechnen ist.