Soziale Netzwerke boomen … kein Zweifel. Die Frage, die sich viele stellen: Brauch ich das? Oder anders herum: für viele im Internet stellt sich diese Frage gar nicht mehr, sie sind in irgendeiner Art und bei einem oder mehreren Social Network Services bereits dabei.

Ich auch. Schon, weil mich neue Themen im Internet immer sehr neugierig machen. Ich will immer sofort sehen, was dahinter steckt, einmal natürlich, um mitreden zu können, zum anderen aber auch, weil mich neue technologische Trends im Internet schon immer interessiert haben. Oft wurde ich deswegen von Kollegen ausgelacht, aber meistens war die Zeit einfach noch nicht reif. Ich denke an E-Mails zurück. Als ich begann, mich bei Freunden nach deren E-Mail Adressen zu erkundigen, erhielt ich nur ein Lächeln. Und heutzutage ist E-Mail nur noch bei den Ü40ern beliebt. Jüngere Menschen kommunizieren via SMS, Twitter, Facebook und anderen Netzwerken. Meist bestehen hier auch keinerlei Berührungsängste.

Aber oft höre ich: „Oh Gott, das mache ich bestimmt nicht! Das ist mir zu gefährlich!“. Dann frage ich: „Was ist denn daran gefährlich?“ und erhalte „Na, das hört man doch dauernd im Fernsehen und kann es in der Zeitung lesen! Die verkaufen meine Daten, und dann passiert weiß-Gott-was damit.“

Ich kenne auch Leute, die ihren Account bei einem sozialen Netzwerk wieder gekündigt haben. Die Bedenken sind ähnlich wie gerade beschrieben. Aber manchmal frage ich: „Was konkret wurde denn mit deinen Daten angestellt? Ist dir irgendein Schaden entstanden?“

Wir brauchen das nicht zu verharmlosen. Natürlich besteht die Gefahr, dass Daten in einer Form ausgewertet und verwendet werden, die wir als Nutzer nicht wollen. Möglicherweise bekommen wir zielgerichtet Werbung zugeschickt. Viel gefährlicher aber ist, dass aus einer riesigen Menge von verschiedenen Daten Profile über uns erstellt werden können. Was dann damit einmal gemacht wird, kann heute überhaupt noch niemand abschätzen.

Also doch besser keine sozialen Netzwerke nutzen!

Ich denke, dass dieser Zug bereits abgefahren ist. Firmen müssen Soziale Netzwerke ohnehin in ihre Marketing-Strategien integrieren. Es gibt genügend Beispiele, was passieren kann, wenn eine Firma dies nicht tut. Aber das Thema will ich an dieser Stelle nicht weiter ausbreiten.

Was ist aber mit privaten Nutzern? Will sich wirklich noch jemand dem Internet verweigern? Wenn nicht, dann fließen jetzt schon unglaublich viele Daten über jeden Nutzer durch das Internet. Außerdem liegen die Daten auf vielen Computern gespeichert, und wir haben keinerlei Kontrolle darüber.

Ich selber bin Mitglied bei Xing, LinkedIn, MySpace, Facebook, Twitter, Skype, Lokalisten, StayFriends und ein paar anderen Communities, die nicht im klassischen Sinne in die Schublade „Soziales Netzwerk“ fallen, dort aber im weiteren Sinne durchaus hingehören. Jeder Blog, jede Website, die mit Systemen wie WordPress, Joomla!, Xoops, TYPO3, Drupal oder anderen aufgebaut wird, verfügt heute über Funktionen, die eine Website in eine Community, oder gar in ein Soziales Netzwerk verwandelt. Der Zug ist abgefahren.

Natürlich kann ich mich nicht in allen Netzwerken gleichzeitig aktiv beteiligen. Daher sind diese inzwischen untereinander miteinander verbunden, so dass eine Nachricht, die ich zum Beispiel in Twitter schreibe, automatisch auch in Facebook erscheint … wenn ich dies so wünsche. Gleiches gilt für diesen Blog.

Wer sich im Internet bewegt, gibt also zwangsläufig Daten über sich preis. (Da helfen auch Pseudonyme nicht viel, aber auch das ist ein anderes Thema.)

Zurück zu Facebook!

Okay, ich will also doch nicht auf Facebook verzichten, kostet mich kein Geld, und immerhin erreiche ich in Deutschland bereits 10 Millionen Leute damit direkt, weltweit die Kleinigkeit von 400 Mio. Wenn ich mich anmelde, muss ich zunächst nur die folgenden Daten angeben:

  • Vorname
  • Nachname
  • E-Mail Adresse
  • Kennwort
  • Geschlecht
  • Geburtstag

Wer will mich daran hindern, falsche Daten einzugeben, auch wenn dies natürlich nicht erlaubt ist? Einzig die E-Mail Adresse muss irgendwie funktionieren, sonst klappt der Double-Opt-in nicht. Aber dafür kann man sich auch bei den vielen E-Mail Anbietern wie GMX speziell für den Facebook-Account eine anlegen. Wenn ich einen falschen Namen angebe, werde ich allerdings später auch von keinen Freunden gefunden, sondern muss mir die selber zusammen sammeln.

Nun habe ich meinen Account und stelle erst mal alle Berechtigungen so ein, dass möglichst wenig Menschen möglichst wenig von mir zu sehen bekommen. Dazu wähle ich „Konto“ – „Privatsphäre-Einstellungen“. Das folgende Bild zeigt die von Facebook empfohlenen Einstellungen:

Facebook empfohlene Privatsphäre Einstellungen

Facebook empfohlene Privatsphäre Einstellungen

Diese Einstellungen passt man am besten erst einmal so an, dass alle Optionen ausschließlich für „Freunde“ freigegeben sind. Jetzt haben wir erreicht, dass unsere (nicht vorhandenen) Daten nur von unseren (nicht vorhandenen) Freunden gesehen werden können. Viel soziales Netzwerk haben wir aber so noch nicht. Wir werden also nach und nach Freunde in unser Netzwerk einladen, die dann auch unsere Daten sehen können. Dabei können wir nicht verhindern, dass unsere Freunde unsere Daten an andere weiterreichen. Aber das Problem haben wir immer. Menschen, die etwas über uns wissen, können jederzeit im Internet über uns schreiben, ob es nun wahr ist oder nicht. Darum sollten wir uns auch gut überlegen, wen wir als „Freund“ einladen. Mit der Zeit werden wir auch regelmäßig Einladungen bekommen, als „Freund“ auf der Liste von anderen Personen aufzutauchen. Dabei scheint es bei vielen jungen Leuten ein Status-Symbol zu sein, möglichst viele Freunde auf der Liste zu haben, denn viele Einladungen werden von Leuten kommen, die wir überhaupt nicht kennen. Es zwingt uns niemand, solche Einladungen anzunehmen.

Wichtige Regel: Facebook Freundeskreis auf Menschen beschränken, die man kennt und denen man vertraut!

Die Sichtbarkeit lässt sich sogar noch feiner einstellen, wenn einem selbst die Gruppe der „Freunde“ noch zu groß ist. Man kann sich selber benannte Listen mit bestimmten Leuten anlegen und die als berechtigt eintragen. Es ist sogar möglich, die Sichtbarkeit auf explizit ausgewählte Facebook Nutzer einzuschränken. Im Zweifelsfall kann man mit „Nur ich“ auch Einträge komplett verbergen. Aber wozu soll das gut sein? In dem Fall würde ich den entsprechenden Eintrag erst gar nicht ins Profil schreiben. Denn eines ist auch sicher: die Daten liegen auf Servern im Internet, über die ich keine Kontrolle habe. Was mit den Daten heute oder morgen passiert, entzieht sich somit ebenfalls meinem Einfluss. Deshalb gilt eine weitere

Wichtige Regel: So wenig Daten wie nötig in das eigene Profil schreiben.

Haben meine „Politische Einstellung“ oder meine „Religiösen Ansichten“ wirklich etwas im Internet zu suchen? Beides kann ich bei Bedarf auch im Chat oder per E-Mail mitteilen, muss dies aber sicher nicht in meinem Facebook Profil hinterlegen.

Bei jedem sozialen Netzwerk muss man sich überlegen, was man damit für Ziele verknüpft. In dem geschäftlich orientierten Netzwerk Xing gebe ich zum Beispiel relativ viele Daten über meine beruflichen Kompetenzen an, weil ich nur so von mir noch unbekannten Menschen kontaktiert werden kann. Diese bemühen nämlich die Suchfunktion und suchen gezielt nach Personen mit bestimmten Interessen. Daneben nutzen sehr viele Personalvermittler Xing, um Jobs zu besetzen. In meinem Fall kam auf diese Weise bereits eine Anstellung zustande. Wer sich nicht traut, ein paar Daten von sich zu veröffentlichen, wird die Möglichkeiten des Netzwerks nur eingeschränkt nutzen können.

Facebook ist allerdings nicht gerade bekannt dafür, ein besonders beliebter Stellenmarkt zu sein. Hier geht es mehr um Freizeit und Spaß.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Einstellungen, die wir besser erst einmal auf „Nur Freunde“ setzen. Sie sind auf der Seite mit den Einstellungen zur Privatsphäre zu finden, wenn man weiter oben auf der Seite im Textblock „Allgemeine Informationen“ auf den schwer erkennbaren Link „Einstellungen anzeigen“ klickt. Besonders wichtig erscheint es mir, die eigene Freundesliste nur für Freunde sichtbar zu machen. Andere Leute geht es nichts an, mit wem ich befreundet bin.

Ein weiteres wichtiges Thema in Facebook sind die vielen, vielen Anwendungen, die auf der Plattform laufen wie zum Beispiel Farmville. Auf der Seite mit den Einstellungen zur Privatspähre gibt es weiter unten den Textblock „Anwendungen und Webseiten, der uns weitere Einstellungsmöglichkeiten liefert. Das Problem dabei ist, dass Anwendungen ebenfalls auf meine Daten zugreifen können. Je nach Einstellungen kann dies sogar passieren, wenn ich selber die Anwendung gar nicht nutze, sondern einer meiner Freunde. Das kann ich verhindern, indem ich unter „Informationen, die durch deine Freunde zugänglich sind“ alle Häkchen entferne. Zusätzlich sollte auch „Umgehende Personalisierung“ ausgeschaltet sein. Die „Aktivitäten in Spielen und Anwendungen“ habe ich auf Freunde eingeschränkt, denn es muss nicht jeder die Nachrichten der Anwendungen sehen, die ich nutze.

Wie sieht denn nun einer meiner Freunde oder „die Welt“ ganz allgemein mein Profil? Auch dazu gibt es einen Link zum Anklicken. Den findet man im Bereich mit den Privatsphäre-Einstellungen, aber nur, wenn man die Einstellungen über „Benutzerdefinierte Einstellungen“ anpasst. Dann gibt es oben auf der Seite einen Link mit der Bezeichnung „Vorschau auf mein Profil“. Zunächst sieht man sein Profil so, wie es andere mir unbekannte Facebook Nutzer sehen können. Darüber hinaus habe ich die Möglichkeit, einen bestimmten Nutzer anzugeben, um mir mein Profil aus seiner Sicht anzeigen zu lassen.

Wir haben also nur sehr wenige Daten von uns preisgegeben und die Sichtbarkeit darauf noch einmal ganz deutlich eingeschränkt. Dennoch können wir Facebook als Plattform mit unseren Freunden nutzen. Ich denke, dass wir so geschützt ohne Angst oder gar Panik an dem beliebtesten sozialem Netzwerk partizipieren können.

Wer mich kennt und mich als Freund einladen will, kann einfach in Facebook nach meinem Namen suchen und mich als Freund einladen!