Gestern war es endlich soweit: Meine Kinder lösten ihre Gutscheine für die Jochen Schweizer Arena in München ein.

Die Gutscheine hatten sie dazu bereits zu Weihnachten 2016 bekommen.

Im März 2017 hatten mein Sohn und ich die Anlage schon mal kurz besucht. Seitdem hat sich Einiges geändert: der Parkplatz hat viel mehr Plätze, der Outdoor-Hochseilgarten wurde gebaut, der Outdoor-Gastronomie-Bereich wurde realisiert.

Eines gleich zu Anfang: ihr braucht viel Zeit und viel Geld!

Die Jochen Schweizer Arena vom Hochseilgarten aus gesehenDie Freizeitanlage macht einen modernen und wertigen Eindruck, sowohl von innen, als auch von außen. Auffällig ist das fast schon übertriebene Branding der Marke „Jochen Schweizer“. Es steht wirklich überall und dazu noch in übergroßer Schrift. Clever gemacht, aber meiner Ansicht nach etwas zu dominant.

Ein hoch professionelles Marketing erkennt man an allen Stellen. Das fängt bei der Website an, setzt sich beim Branding fort und endet auch noch lange nicht bei den vielen Videowänden, auf denen permanent Promo-Videos laufen.

Egal, wo man sich lang bewegt, fällt darüber hinaus ein starker Fokus auf die Gastronomie auf, von der die Gesamtanlage quasi durchdrungen ist. Im Grunde gibt es ja nur drei Attraktionen (Hochseilpark, Bodyflying und Indoor-Surfen) plus Gastronomie. Also ganz klar: hier wird kommerziell hoch professionell gearbeitet und es geht vor allem um dein Geld, das du hier lassen sollst.

Der Gutschein

Meine Kinder hatten jeweils einen Gutschein mit den folgenden Leistungen:

  • Bodyflying: 2 Flüge mit je 1 min.
  • Wahlweise 1,5 Stunden Outdoor-Adventure-Park oder 45 min Surfen auf der stehenden Welle
  • Betreuung & Einweisung durch erfahrene Instruktoren
  • Erforderliche Ausrüstung inkludiert
  • Ein heißer Snack und ein Erfrischungsgetränk

Der Gutschein hatte Ende 2016 einen Preis von 89,90 Euro (plus Versand und Verpackung). Kurz vor Weihnachten gab es den Gutschein dann für 69,90 Euro, wovon ich als Early Bird leider nicht profitieren konnte. Das hatte mich damals sehr geärgert.

Diesen Gutschein gibt es immer noch. Allerdings kostet er aktuell laut Website 99,90 Euro. Nun gibt es statt zweimal 1 Minute Flug einen mit einer Dauer von 2 Minuten. Das ist sinnvoll.

Zu den Preisen später noch mehr.

Ihr braucht viel Zeit

Auf der Website steht es deutlich: plant 5 Stunden ein.

Und das ist ernst gemeint.

Wir hatten unseren Termin um 17:30 Uhr, mussten aber eine Stunde vorher bereits vor Ort sein, um die Zeiten für das Bodyflying und das Surfen einplanen zu lassen. Verlassen haben wir das Gelände um ca. 20:30 Uhr. Wir verbrachten also 4 Stunden in der Arena für 2 Minuten Bodyflying und 4 oder 5 etwa jeweils 30 Sekunden lange Surfversuche.

Keine große Ausbeute.

Beschweren möchte ich mich darüber nicht. Es lässt sich bei der aktuellen Ausbaustufe kaum anders machen. Die beiden Stationen Bodyflying und Surfen waren durchgehend ausgelastet.

Oder anders ausgedrückt: wer am Samstag mal schnell einen 2 Minuten Bodyflying-Trip machen möchte, kann davon ausgehen, dass er dafür mehr als 30 Minuten einplanen muss.

Die beiden Flüge von Martina und Heiko waren für 19:00 Uhr eingeplant worden. Insgesamt dauerte das Ganze aber fast 1 1/2 Stunden.

Indoor Surfen auf einer Stehenden Welle

(Anmerkung: ich tue mich etwas schwer mit Fotos, weil auf allen Fotos meine Kinder drauf sind. Sorry, aber für Fotos müsst ihr einfach die offizielle Seite besuchen.)

Liste mit verschiedenen Surf-Leveln

Die meisten Besucher werden vermutlich das Anfänger-Level wählen. Auf dieser Stufe wird am Anfang eine Metallstange quer über das Wellenbecken gelegt, so dass sich die Surfer daran festhalten können. Zu diesem Zeitpunkt sind immer so um die fünf Personen gleichzeitig nebeneinander im Becken.

Später wird die Stange entfernt und es ist immer ein einziger Surfer auf der Welle, damit keiner zu Schaden kommt. Da die Surfversuche sowieso nur immer wenige Sekunden dauern, müssen die anderen nicht allzu lange auf ihren Einsatz warten.

Aber noch einmal: ihr seid keineswegs 45 Minuten auf dem Wasser!

In unserem Fall waren die Kinder ungefähr um 17:30 zum ersten Mal auf dem Wasser und gingen um 18:15 Uhr wieder zurück in die Umkleidekabinen.

Dazwischen verbrachten sie die meiste Zeit mit dem Warten in der Teilnehmerschlange.

Es wurden immer Gruppen von schätzungsweise 8 Leuten gebildet. Während einer auf der Welle surfte, mussten die anderen zwangsweise warten.

Auf diese Weise waren meine Kinder (jaja … ist schon klar, sind beide keine Kinder mehr, aber soll ich jetzt „… waren meine Erwachsenen …“ schreiben?) vier oder fünf Mal auf dem Wasser.

Spaß hat es ihnen trotzdem gemacht.

Aber so beim Zuschauen wurde auch deutlich, dass Anfänger nicht zu große Erwartungen an ihre Performance haben sollten. Es schien wirklich sehr schwierig zu sein, das Gleichgewicht auf dem kibbeligen Brett zu halten.

Die Ausrüstung wurde gestellt inklusive Helm, den aber vorwiegend die Frauen trugen. Er war nicht verpflichtend. Angesichts der massiven Betonseitenwände des Beckens kann ich aber nur dringend zu einem Helm raten.

Die ganze Zeit über standen Instruktoren zur Verfügung und halfen jedem dabei, aufs Brett zu kommen. Und vorher hatte die Gruppe bereits ein kurzes Briefing erhalten. DIe Instruktoren machten einen kompetenten Eindruck.

Und auch der Chef persönlich machte gekonnt ein paar Schwünge auf der Welle … natürlich ohne Schutzkleidung und mit eigenem Brett. Er hängt wohl öfter mal in seiner Arena rum. Im März 2016 war er auch in der Halle.

Bodyflying im vertikalen Windkanal

Preisliste für das Bodyflying

Ihr seht es auf der Preistafel: der Spaß ist nicht ganz billig. Wenn ihr das umrechnet, kommt ihr auf 46 Cent pro Sekunde!

Auch hier ist alles bestens durchorganisiert.

Es werden kleine Gruppen gebildet. Die Gruppen verschwinden zum Umziehen und zum Briefing in ein Hinterzimmer. Da der Windkanal extrem laut ist, findet das Bodyflying in einer schallgeschützten Röhre statt. Die kann man nur durch eine Schleuse erreichen. Sobald jeder in der aktuellen Gruppe seinen Flug hatte, verlässt die Gruppe durch die Schleuse den geschützten Bereich. Anschließend kann die bereits wartende Gruppe sich in den Windkanalbereich begeben. Dort müssen sie dann wieder auf ihren Einsatz warten.

EIn Foto kann ich euch zeigen:

Instruktor und Schüler im Windkanal

Links steht der Instruktor, rechts schwebt der Gast. Auch hier sind die Instruktoren sehr professionell und immer dabei. Mit jeder Gruppe wechselt auch der Instruktor.

Auf dem Foto könnt ihr im Hintergund eine grüne Zeitanzeige sehen. Dort werden die 2 Minuten heruntergezählt. Ich hatte es erlebt, dass die Uhr erst startete, wenn der Gast in der Röhre war. Normalerweise lief die Uhr aber immer einfach runter auf Null und startete ohne Unterbrechung sofort wieder bei 2 Minuten. Das hatte zur Folge, dass jeder Gast ca. 3 bis 5 Sekunden verlor, weil er sich ja erst in die Röhre werfen musste. Ist ja nicht viel … aber bei zwei Minuten? Oder mal in Euro: 5 Sekunden verstrichene Zeit bedeutet 2,30 Euro für null Leistung.

Die Instruktoren haben ihr Möglichstes getan, um den Einen pünktlich aus der Röhre zu stoßen und den Nächsten in die Röhre zu holen. Aber gleichzeitig ist das nun einmal nicht machbar. Für mich sieht das ganz arg nach Gewinnmaximierung aus. Ich persönlich finde das nicht ganz fair.

Tafel mit Zusatzleistungen für das BodyflyingEin weiterer Aspekt verstärkt den Verdacht auf Gewinnmaximierung. Jeweils bei Erreichen der letzten 30 Sekunden (mehr oder weniger) fragt der Instruktor per Handzeichen, ob der Gast einen so genannten „TaxiFly“ zusätzlich buchen möchte. Das kann fast niemand ablehnen … sieht er in dem Moment doch nur die 5 Euro und ist eh bereits mit Adrenalin und Endorphinen überschwemmt.

Beim TaxiFly wird der Windkanal ca. 25 Prozent stärker eingestellt, und der Instruktur schwebt mit dem Gast möglichst weit nach oben. Das schafft ein Gast vorher nicht, weil der Winddruck nicht hoch genug ist und weil vermutlich auch einfach die Erfahrung dafür fehlt.

Ich finde, dass dieser TaxiFly kostenlos als Goodie angeboten werden sollte, 54,90 Euro für 2 Minuten Action sollten das doch möglich machen!

Ich habe an sich nichts gegen Gewinnmaximierung, aber hier scheint jemand die Grenzen austesten zu wollen.

Zusammenfassung

Meine Kinder mussten das ja nicht zahlen … sie fanden es klasse.

Die Wartezeiten haben sie nicht gestört.

Ich persönlich finde die „Arena“ (warum heißt heute alles „Arena“?) sehr teuer. Außerdem muss man sehr viel Zeit für sehr wenig Aktion einplanen.

Den Hochseilgarten kann ich nicht beurteilen. Ich fand ihn beeindruckend. Martina meinte, so sehen die überall aus.

Mehr Attraktionen als Bodyflying, Indoor-Surfen und Hochseilgarten gibt es derzeit nicht. Es hat auch nicht den Anschein, dass weitere Angebote geplant sind.

Ein spontanes „Ach, lass uns doch einfach mal in die Jochen Schweizer Arena fahren!“ scheint hier nicht so recht zu funktionieren. Der Besuch macht wohl nur Sinn, wenn man gezielt eine oder mehrere der drei angebotenen Angebote buchen möchte.

Drei Tafeln mit Angeboten des Restaurants

Das Angebot der Gastronomie wurde zwar hübsch präsentiert, haute mich aber auch nicht vom Hocker.

Aber wie gesagt: den Leuten scheint es zu gefallen! Und das ist dann am Ende ja das Wichtigste.