Logo der LMU Augenklinik in MünchenIrgendwann erwischt es jeden … irgendwann verklumpen die Eiweißfasern in der Augenlinse und verlieren ihre phänomenale Durchsichtigkeit. Das ist eine ganz normale Alterserscheinung. Manche Menschen werden bloß nicht alt genug, um die Linsentrübung noch zu bemerken.

Da mein linkes Auge bereits zweimal wegen einer Netzhautabhebung inklusive Glaskörperentfernung operiert worden war, war ich mir bewusst, dass sich meine Linse wohl sehr viel früher als üblich eintrüben würde. So eine Operation ist wohl einfach zuviel Stress für die arme Augenlinse.

Die Linsentrübung nennt man dann Katarakt oder umgangssprachlich Grauer Star.

Mein Augenarzt in Erding (Dr. Leipert) führt Katarakt-Operationen durchaus selber durch, hat mich aber wegen der Vorgeschichte (Netzhautabhebung) zur LMU Augenklinik weitergeschickt.

Anmeldung und Aufnahme

Um das Auge genau untersuchen und ausmessen zu können, würde die Pupille erweitert werden müssen. Autofahren war also nicht möglich. Leider ist die Anbindung meines Wohnortes Forstern an München mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln sehr schlecht. Zumindest die Teilstrecke bis zur ersten S-Bahn will gut geplant sein.

Für mich ging es um 09:39 Uhr los in Forstern mit dem Bus nach Erding. Von dort fuhr ich mit der S-Bahn bis zum Stachus und den Rest ging es dann zu Fuß weiter.

Pünktlich zum vereinbarten Termin um 11:45 Uhr war ich in der Privatambulanz der Klinik.

Foto des Eingangs zur LMU Augenklinik in München

Bei der Klinik handelt es sich um ein altehrwürdiges Gebäude mitten in der Innenstadt von München mit entsprechend hohen Decken. Das ergibt eine schöne Raumakustik … oder anders ausgedrückt: es ist immer laut.

Die Privatambulanz besteht aus einem langen Gang (mit einer hohen Decke). Davon gehen mehrere Räume auf einer Seite ab: das Vorzimmer, das riesige Büro des Direktors mit Untersuchungsstuhl und noch zwei weitere kleinere Untersuchungszimmer. Auf der anderen Seite des Ganges konnte man durch große Fenster auf die Straße hinaus schauen. Ein Wartezimmer gab es nicht. Ersatzweise waren ein paar harte Stühle fest auf dem Gang angebracht (so ähnlich wie heutzutage bei Bushaltestellen). Der vordere Teil des Ganges war durch zwei kleine Trennwände vom hinteren Teil des Ganges abgegrenzt. Vorne Anmeldung, hinten Untersuchung. Ständig liefen Leute durch den Gang (obwohl es kein Durchgang war, sondern eine Sackgasse), es war laut und ungemütlich. Übrigens ist es in der allgemeinen Ambulanz auch nicht besser. Immerhin gibt es dort ein Wartezimmer mit kleinem Café. Dafür kenne ich den Wartebereich dort nur überfüllt. Wenn ihr also keinen dringenden Grund habt, eure Augen in der Klinik untersuchen zu lassen, so empfehle ich dringend, lieber zum Augenarzt eures Vertrauens zu gehen. Über die Qualität der Ärzte in der Augenklinik sagt das natürlich rein gar nichts aus. Soeweit ich es mitbekommen habe, hat die Klinik durchaus einen guten Ruf.

Aber egal, anmelden, kurze Untersuchung … das konnte ja nicht so lange dauern. Zumal nur vier Leute vor mir auf dem Gang saßen.

Und so war es auch. Bereits um 11:50 Uhr durfte ich zur Anmeldung ins Zimmer. Meine Patientenakte lag bereits vor. So wurde nur eine Reihe von Formularen ausgedruckt, die ich alle zu unterschreiben hatte. Fünf Formulare, um genau zu sein, mit sechs Unterschriften (hey, ich wollte den Laden nicht kaufen!):

  • Aufnahmeblatt für SAP
  • Behandlungsvertrag
  • Einwilligungserklärung für Info-Material und Spendenanfragen
  • Vertrag über die Inanspruchnahme von ambulanten privatärztlichen Leistungen
  • … irgendetwas war da noch … fällt mir nicht mehr ein

Bei dieser „Einwilligungserklärung für Info-Material und Spendenanfragen“ war schon alles mit „nö, ich will nicht“ angekreuzt.

Und ja, richtig gelesen, inzwischen gibt es auch ein IT-System, in das die Patientendaten erfasst werden … zusätzlich oder ergänzend zur weiterhin vorhandenen Papierakte.

Ich frage mich, ob wirklich jeder Patient (sehbehindert oder nicht) alles durchliest.

Jedenfalls war die Sekräterin nett und alles war schnell erledigt.

Erste Untersuchung – Sehtest

Anschließend ging es wieder raus auf den „Wartegang“, aber diesmal durfte ich mich hinter die Stellwände setzen.

Ich sollte dort warten, bis man mich namentlich aufrief.

Wieder 4 Patienten vor mir, aber andere als vorher.

Nochmal zur Erinnerung: es war 12:00 Uhr.

Um 13:10 Uhr wurde ich dann zu einer kurzen Untersuchung in eins der kleinen Zimmer gerufen. Die dauerte knappe 10 Minuten. Der Augeninnendruck wurde nicht gemessen. Komisch, das wird doch eigentlich bei jedem Augenarzt immer gemacht, so quasi als „Herzlich willkommen! Jetzt geht es los“. Um dann anschließend wieder herumzusitzen, bis man tatsächlich mal zum Herrn/Frau Doktor persönlich vorgelassen wurde.

Nö, diesmal war ich direkt bei einer Assistenzärztin. Kleiner Sehtest … ihr kennt das: durch so ein Gerät auf eine Projektionsfläche schauen und Zahlen vorlesen. Danach Zahlen vorlesen mit der eigenen Brille, jeweils ein Auge mit einem Stück Papier abgedeckt. Klappt ja bei meinem linken Auge immer super. Ich kann gerade mal die allergrößte Zahl, eine Acht, vorlesen. ich habe immer den Eindruck, die Ärzte fühlen sich leicht verarscht, wenn ich schon danach sage: „Nö, tut mir Leid. Kann ich nicht lesen.“ Aber ist halt so.

Den Augenhintergrund (Netzhaut) kann man nur richtig beurteilen, wenn vorher die Pupille erweitert wird. Ich bekam also noch Tropfen zur Pupillenerweiterung ins Auge getropft. Davon bekommt man dann ganz große dunkle Augen, sieht aber leider nicht mehr viel.

Die Tropfen brauchten einige Minuten Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten.

Währenddessen saß ich natürlich wieder draußen auf dem Gang.

Biometrie im Augendiagnostikzentrum

Mit der Patientenakte in der Hand durfte ich dann weiter in den 1. Stock zum Augendiagnostikzentrum (=ADZ).

Ihr ahnt es schon … wieder ein Gang, wieder warten.

Von 14:00 Uhr bis 14:10 Uhr wurde mein Auge ausgemessen. Mit der Biometrie wird die Hornhautkrümmung und die Länge des Augapfels ausgemessen. Das wird benötigt, um die Stärke der Kunstlinse (aka „Augenlinsenimplantat“) genau festlegen zu können.

Inzwischen war die Pupille meines Auges schön groß. Immerhin konnte ich mit zugekniffenem Auge noch etwas auf dem iPad lesen. Aber ich ließ es dann doch bleiben, weil es mir zu anstrengend wurde.

Während ich auf dem Gang wartete 😉 , wurden eine Menge Bilder ausgedruckt und in die Patientenakte gestopft.

Um 14:35 Uhr erhielt ich die ergänzte Akte und wurde gebeten, wieder nach unten zur Ambulanz zu gehen. Die Ärztin hätte sich bereits telefonisch nach meinem Verbleib erkundigt. Oha, verloren gehen konnte ich nicht, man sorgte sich um mich.

Und wieder Ambulanz

Diesmal musste ich überhaupt nicht warten, sondern durfte mich sofort auf den großen Stuhl setzen. Die Ärztin untersuchte mit einer Spaltlampe den Augenhintergrund (nehme ich an) … „nach oben schauen“ … „nach oben links schauen“ … „nach links schauen“ … vielleicht kennt ihr das ja auch schon. Das ist oft ziemlich unangenehm, wenn die mit voller Lichtstärke arbeiten.

Danach wieder raus auf den Gang zum Warten. Inzwischen bin ich der einzige wartende Patient.

Nur zwei Minuten später wurde ich von der Oberärztin Frau Dr. Schumann in das edle Direktionszimmer gerufen, in dem früher Dr. Kampik residiert hatte. Dort wurde der Augenhintergrund erneut untersucht. Wahrscheinlich schaute sie sich auch die Hornhaut an. Ich konnte das leider fachlich nicht beurteilen, und ein Nachfragen habe ich mir geschenkt.

Jedenfalls machte Frau Dr. Schumann einen sehr ruhigen Eindruck und stand auch für meine Fragen zur Verfügung. Immerhin konnte ich sie mit der Frage, ob man die Kunstlinse nicht so berechnen könnte, dass die Verzerrung durch meine verwüstete Netzhaut ausgeglichen werden konnte, überraschen. Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus) konnten bei der Berechnung der Augenlinse berücksichtigt werden. Die Verkrümmungen der Netzhaut ließen sich aber wohl nicht ausmessen, so dass auch eine Korrektur unmöglich war. Aber wer weiß schon, was in der Zukunft einmal möglich sein wird. Vielleicht gibt es ja mal Kunstlinsen, die so individuell angefertigt werden, dass jeder Punkt auf ihr Lichtstrahlen auf optimierte Weise bricht.

Ich schweife ab … aber schön wäre es doch, oder nicht?

Die Oberärztin schickte mich am Schluss weiter zur Sekretärin, um dort gleich einen OP-Termin auszumachen.

Die Sekretärin (ich weiß ihren Namen nicht mehr, aber, falls Sie das lesen: „Hallo! War nett, Sie kennengelernt zu haben, Sie waren sehr freundlich.“) fand dann für nächsten Donnerstag (also in zwei Tagen) einen freien Slot bei Herrn Dr. Priglinger, dem neuen (seit November 2015) Chef der Klinik. Mir war das recht. Je schneller, desto besser.

Für die Operation war es nicht nötig, sich in die Klinik einweisen zu lassen. Das wurde ambulant durchgeführt.

Heimfahrt nach Forstern

Soweit erst einmal die Voruntersuchung. Jetzt war es 15:00 Uhr ich und musste zusehen, wie ich heim kam.

Unter anderem aus diesem Grunde hatte ich das IPad dabei. Über die MVV-Fahrplanauskunft konnte ich mir die nächsten Verbindungen heraussuchen.

Um 15:15 Uhr sollte eine S2 nach Erding vom Stachus abfahren. Das musste zu schaffen sein, wenn ich jetzt nicht herumtrödelte.

Okay, hat geklappt: S2 bis Markt-Schwaben, dann um 15:59 mit dem 469 nach Forstern.

Schlussbemerkungen

Wenn ihr mal von eurem Augenarzt für eine Untersuchung in die LMU Augenklinik geschickt werdet, dann nehmt euch den ganzen Tag Zeit dafür. Es spielt auch keine Rolle, ob ihr einen Termin ausmacht. Und es spielt auch keine Rolle, ob ihr privat oder gesetzlich krankenversichert seid.

Falls ein Augenarzt oder gar ein Mitarbeiter der LMU Augenklinik diesen Artikel liest und sachlich falsche Aussagen findet (wie gesagt, ich bin Informatiker und kein Arzt), dann würde ich mich über eine Berichtigung sehr freuen. Gerne hier unten als Kommentar oder per E-Mail an Sven.Sevke@sevke.net.

meine persönlichen Gedanken zur Katarakt-Operation
meine persönlichen Gedanken zur Operation der Netzhautabhebung