0,24 Cents / 1,49 Euro / 2,49 Euro stand auf dem großen Schild direkt über den Wühltischen und zog mich magisch an.

Endlich wieder mal in einem Schlussverkauf auf Schnäppchenjagdt gehen. In Deutschland fand ich die zweimal jährlich stattfindenden Ausverkäufe genial und ich habe mich gerne in dieses Gewühl gestürzt.

Jetzt wollte ich aber in einem portugiesischen „Saldos“ bestehen. Mal sehen wie ich das meistere, denn meine Sprachkenntnisse reichen noch nicht, um mich ausreichend verständigen zu können. „Aber“, dachte ich „was muss ich da schon reden“. Jeder wühlt und sucht und anschließend geht man zur Kasse und bezahlt.

Auf einer Länge von ca. 25 Metern stand hier ein Wühltisch neben dem anderen und davor ausschließlich Frauen. Weit und breit kein einziger Mann. Es scheint auch hier in Portugal ein Frauensport zu sein.

Nur wohin mit meinem zweijährigen Sohn? Er würde bestimmt ständig angerempelt oder gar getreten werden. Also hatte ich die Idee, ihn einfach auf einen Wühltisch zu setzen. Das fand er gut, jetzt konnte er sehen wie die Kleidungsstücke durch „die Luft flogen“, und dabei amüsierte er sich köstlich. Die Portugiesinnen fanden ihn überaus „lindo“ und einmal ließ ich mich hinreißen und erwiederte: „Nao a vender. E meu“. Die Frau lachte und auch meine andere Nachbarin stimmte mit ein. Sollte ich doch schon etwas im Sprachkurs gelernt haben ?

Manchmal glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen, z.B. ein wunderschönes dickes Baumwollhemd im Holzfällerlook für unglaubliche 24 Cents ! Mein Sohn würde sehr gut darin aussehen. Ich fand noch zwei weitere Hemden, und auch die wanderten in meine Einkaufstasche. Außerdem fand ich für mich ein langes T-Shirtkleid in Rot für unglaubliche1,49 Euro. Na, wenn das keine Schnäppchen waren !

Tisch für Tisch suchte ich durch und fand insgesamt 15 Kleidungsstücke für mich und meine Familie. Angenehm fiel mir auf, dass keine der Frauen drängelte oder schubste und selbst lautes Reden hörte ich nicht. In Deutschland ist es eher aggressiv und chaotisch.

Jetzt aber zur Kasse ! Leider war die Warteschlange nicht gerade ermutigend, ca. 20 Frauen standen in Reih und Glied und warteten darauf, ihr Geld los zu werden. Also, Sohn auf den einen Arm, Klamotten auf den anderen und anstellen. Die Frauen in der Schlange fingen an sich zu unterhalten. „Warum verstand ich nur so wenig ? “ dachte ich mal wieder. Na egal, ich musste mich ja um meinen Sohn kümmern. Mich würde schon keine ansprechen. Aber es kam, wie es kommen musste, die Frau vor mir sprach mich an und wollte mir offensichtlich etwas wichtiges erklären. Meinen Standardsatz „Nao falo portugues muito bem“ nahm sie zur Kenntnis, drehte sich nicht – wie ich schon oft erlebt habe – wieder um, sondern formulierte ihre Erklärung mit einfacheren Wörtern noch einmal. Trotzdem verstand ich nur zwei Wörter, nämlich „semana“ und „troca“. Zum Glück veranlasste mein fragendes Gesicht eine weiter vorne stehende junge Frau den Satz ins Englische zu übersetzen. Jetzt verstand ich endlich, um was es hier ging. Die Frau vor mir sagte, man könnte die Waren innerhalb einer Woche (semana) umtauschen (troca).

„Das geht in Deutschland nicht“, gab ich zum Besten und dann noch hinterher: „das ist in Portugal besser“. Wieder wurde übersetzt, und ich war froh, mit Hilfe der Dolmetscherin einen Beitrag zu den Gesprächen leisten zu können n.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schon eine knappe halbe Stunde anstand und immer noch viele Kundinnen vor mir waren. Einige Minuten später zog mich die Dolmetscherin am Arm und sagte nur, ich sollte mitkommen. Meine Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet, und ich ging das Risiko ein, meinen Platz in der Warteschlange zu verlieren und lief der jungen Frau hinterher. Sie führte mich vor allen anderen zur Kasse und sagte dann nur, ich könnte jetzt gleich zahlen und bräuchte nicht weiter zu warten, denn ich hätte ein Kleinkind.

Was sollte ich dazu sagen ? Die Portugiesinnen ließen mich einfach vor, nur weil ich ein Kind dabei hatte ! Ich bezahlte so rasch ich konnte meine 30,05 Euro und war lange noch überwältigt von dieser Bevorzugung. So eine Selbstlosigkeit hatte ich in Deutschland noch nie erlebt. „Muito obrigada“ war alles, was ich sagen konnte. Vielen Dank liebe Portugiesinnen.