Am Samstag war ich auf meinem ersten Second Life Biergarten Treffen. Schon in den 90er Jahren war ich auf vielen CompuServe Treffen, die wir damals UTs (User Treffen) und SPUTs (SPontane User Treffen) genannt hatten. Daraus wurden schnell ziemlich regelmäßige Treffen, und es erstanden auch viele Freundschaften.

Nun, über CompuServe redet heute kein Mensch mehr.

Bei Second Life besteht der Reiz vor allem darin, eine andere Identität anzunehmen als die, mit der man sich täglich auseinandersetzt und die man mehr oder auch weniger gut kennt.

Umso erstaunlicher ist es, dass trotzdem das Bedürfnis besteht, mal den Menschen hinter dem Avatar von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Inzwischen haben sich solche Treffen bereits in mehreren Städten etabliert. Ob man dabei schon von Stammtischen sprechen kann, weiß ich nicht, aber das wird sich sicher an einigen Orten in diese Richtung entwickeln.

Neben diesen UTs gibt es natürlich auch mehr kommerziell getriebene Veranstaltungen, die Agenturen und Content Provider nutzen, um ihre Dienstleistungen und/oder Projekte vorzustellen und zu bewerben. Manchmal nennt sich das auch „Treffen“, hat aber dann doch eher die Rolle einer informellen Messe.

Ganz anders war das Treffen in München am 5. Juli. Dies wurde komplett aus der deutschen Community geboren und auch organisiert.

SL Treffen Totale

Das Treffen fand in der sehr angesagten Villa Flora statt, die zwar durch zwei größere geschlossene Veranstaltungen bereits gut ausgelastet war, aber im Biergarten dennoch jede Menge Platz bot, da sich die Veranstaltungen nur im Gebäude-Inneren abspielten, wenn wir von ein paar Kindern absehen, die ihr Heil in der Flucht zum Outdoor-Spielplatz suchten.

Das Wetter war hervorragend, die Stimmung gut und es waren bis auf ein paar illustre Gestalten auch so ziemlich alle da, die sich angemeldet hatten. Insgesamt waren es 20 Personen.

Einige wussten es schon, aber andere waren doch erstaunt … nein, eher fasziniert, dass sich hinter einigen weiblichen Avataren Männer verbargen. Dies führte aber in keinem einzigen Fall zu Ressentiments, ganz im Gegenteil machte die Offenheit, mit der die Leute mit ihrer Identität umgingen, alles nur noch sympathischer.

Als ich ankam, schaute mich ein etwa gleichaltriger Kerl an und fragte, wer ich sei. Nun bin ich in den einschlägigen deutschen Foren eher stiller Leser, weil mir da einfach zuviele Dramen ablaufen, und so konnte ich nicht davon ausgehen, dass mich rigendjemand überhaupt kennen würde. Erschwerend kam hinzu, dass ich mich auch nicht offiziell angemeldet hatte, sondern nur einem Hinweis in einer Xing-Gruppe gefolgt bin. Trotzdem nannte ich natürlich meinen Namen, woraufhin mich der Graubär mit den Worten „Ich bin Brigitt Löning“ entwaffnend anlächelte. Aha, er war also die Haupt-Organisatorin von dem Ganzen. Respekt!

Insgesamt war es ein nettes Beisammensein, das gerne einmal wiederholt werden könnte.

Stefan Weiß

Spät am Abend stieß auch Stefan Weiß aka Lislo Mensing zum Treffen hinzu, vielen als Hauptverantwortlicher für die grandiose SL-Umsetzung von München bekannt (28.06.2018 Hinweis: früher gab es eine Website dazu: http://www.echt-muenchen.de/). Er erzählte auch ein bisschen etwas über die Entstehung seines Projektes und dessen aktuellem Status.

Jetzt gilt es abzuwarten, ob es in München in Zukunft häufiger zu SL-Treffen kommen wird oder auch nicht. Der Grundstein ist gelegt und war für die meisten bestimmt ein positives Erlebins.