Tabellarischer Reiseplan für die Hinfaht von Hörlkofen bis Kiel
Eine Tassee Cappuccino

08. Juli 2023 – Aufstehen um 4:30 Uhr

Christiane geht es leider nicht sehr gut. Zu wenig Schlaf, Schmerzen, Unwohlsein. Kein guter Start.

Erst mal sind wir in Ruhe mit dem Auto nach Hörlkofen gefahren. Da gibt es einen Park&Ride Parkplatz mit ausreichender Anzahl an Parkplätzen. Allerdings darf man dort offiziell nur maximal 24 Stunden parken. Wir hofften, dass sich in dieser kleinen Gemeinde niemand groß dafür interessieren würde und parkten das Auto nicht gleich an der Einfahrt. Park&Ride war es allemal, wenn auch eben mit einer Seefahrt mittendrin.

Das Bahnhofsgebäude in Hörlkofen und die beiden BahnsteigeWir hatten ausreichend Zeit eingeplant, so kam kein Stress auf. In der Morgendämmerung waren nur ein, zwei weitere Fahrgäste am Bahnsteig in Hörlkofen und warteten auf den Zug.

Leider mussten wir unsere Koffer über einen etwas holperigen und nicht barrierefreien Übergang zum zweiten Gleis (auf dem Foto links) schaffen. Als der Zug einfuhr, sprach uns ein Mann vor dem Bahnhofsgebäude an, ob er uns beim Einladen der Koffer behilflich sein kann. Er saß gerade auf einer Bank und war sicher auch nicht jünger als ich. Aber nun ja, der Zug würde nicht lange halten und Christiane könnte schon etwas Hilfe gebrauchen. Also sagten wir „ja“. Er musste sich erst noch Schuhe anziehen und wirkte gar nicht so, als ob er sehr begeistert war, uns nun helfen zu „müssen“. Aber er wuchtete einen der Koffer in den Zug und wir waren doch froh für die Hilfe. Der Zug hielt wirklich nicht lange an.

Abfahrt des RB 27014 war um 06:02 Uhr.

Christiane mit unseren Koffern und einem Morgen-Snack, der auf den Koffern steht

Die Zugfahrt zum Hauptbahnhof in München war unspektakulär. Jeder hing müde seinen Gedanken nach.

Auch im Hauptbahnhof hatten wir noch genug Zeit, so dass sich die Frage stellte, wie wir die Zeit überbrücken konnten. Christiane fragte mich, was ich mir denn so wünschen würde. Ich ganz frech und ehrlich: „Ein Fischbrötchen.“

Klar, am frühen Morgen und in der bayerischen Hauptstadt … ein Fischbrötchen. Aber nett wäre es schon, so als Starter für eine Seefahrt nach Nordeuropa.

Okay, vielleicht kein Fischbrötchen, aber ein Kaffee und dazu ein Croissant wäre ja auch in Ordnung.

Christiane zog los, während ich auf die Koffer aufpasste. Es dauerte eine ganze Weile, war wohl doch schon ganz schon was los um die Uhrzeit.

Und tatsächlich hat sie es möglich gemacht und passend zu Kaffee und Croissants auch noch ein Fischbrötchen besogt. Ist sie nicht ein Schatz!

Der ICE 882 am BahnsteigDa stand er dann kurz nach 7:00 Uhr und wartete darauf, dass wir einstiegen … der ICE 882.

Obwohl … so ganz klar war das nicht. Denn am Zug selber stand 695 und es gab an den Wagen den Hinweis, dass der Zug hier endet und man nicht einsteigen sollte.

Große Verwirrung. Würde dieser Zug noch wegfahren und ein anderer kommen?

Hatte man nur vergessen, die digitale Beschriftung des Zuges umzuschalten?

In Deutschland kaum vorstellbar, dass solche Dienstleistungen nicht absolut perfekt abliefen.

Wir zögerten. Aber angesichts der fortgeschritten Uhrzeit stiegen wir dann doch in unseren Wagen ein. Wie viele andere Bahngäste auch.

Ein Info-Bildschirm im Zug mit dem Hinweis, dass der Zug hier in München endetAuch im Zug selbst halfen die dort überall an den Decken angebrachten Info-Bildschirme nicht wirklich weiter.

Ich meine … eigentlich waren die Hinweise sehr eindeutig. Saßen wir also im falschen Zug?

Inzwischen war es schon fast 7:18 Uhr, also Abfahrtzeit. Undenkbar, dass der ICE an diesem Bahnsteig noch mal durchwechseln würde.

Wir entschieden uns daher, im Zug zu bleiben.

Collage von zwei Fotos, auf denen jeweils Christiane und Sven schlummernd zu sehen sindBis Nürnberg hatten wir einen Tisch mit vier Plätzen.

Wir dösten so vor uns hin, ich streckte mich aus und habe mir ein Hörbuch angehört.

Leider kam in Nürnberg ein Paar dazu, das auch bis Kiel fahren wollte. Jetzt wurde es eng. Es gab viele Plätze mit Tisch, aber wir hatten das Pech, dass bei uns nun alle Plätze belegt waren. Das war schade. Wir saßen nun nicht mehr gegenüber mit dem Tisch als Ablage zwischen uns, sondern nebeneinander, obwohl wir zwei gegenüberliegende Plätze reserviert hatten.

Die neu hinzugekommenen Gäste wollten zusammen einen Film auf einem Notebook ansehen und deswegen nebeneinander sitzen. Nun konnte ich meine Beine leider nicht mehr ausstrecken. Ich war ein bisschen genervt. Sicher hätten wir uns andere Sitzplätze suchen könen, es gab ja genug freie. Allerdings ohne Tisch. Seufz.

Tatsächlich zeigte sich später, dass die beiden Mitreisenden sehr freundlich waren. Später gab es als Entschädigung von der Bahn einen kostenlosen Kaffee (dazu weiter unten mehr), was ich gar nicht mitbekommen hatte. Unsere beiden Tischnachbarn haben sich einen geholt und uns je einen mitgebracht. Das fand ich sehr überraschend, aber sympathisch. Kaffee geht immer!

In Bamberg kann es zu einem außerfahrplanmäßigen Halt. Das sorgte für Verspätung.

Kein Problem für uns. Wir mussten ja erst morgen Abend an Bord.

10:10 – wir fahren endlich weiter.

Info-Bildschirm mit Zeitangaben zum ncöshten Halt in Göttingen

Irgendwie interessant war auch diesmal die Information auf den Bildschirmen. Also … aktuelle Uhrzeit: 12:57 Uhr. Nächster Halt in Göttingne, planmäßig um 11:54 Uhr.

Vorraussichtliche Ankunft in Null Minuten um 12:14 Uhr, also noch 43 Minuten vor unserer aktuellen Uhrzeit.

Und Informationen zu den weiteren Verbindungen per Bahn gibt es leider auch aktuell nicht.

Willkommen in der schönen neuen digitalen Welt!

Immerhin steht da unsere Zugnummer inzwischen richtig, nämlich ICE 882.

Für diese Verspätung von einer Stunde gab es dann für alle (die es mitbekamen) eine Freirunde Kaffee. Den musste man sich freilich selbst im Bord-Restaurant abholen.

In Hamburg hatten wir noch immer 63 Minuten Verspätung. Ob wir das bis Kiel noch wieder hereinfahren konnten? Unwahrscheinlich.

Als ich aufs Klo wollte, achtete ich schön brav auf die Leuchtanzeige vor der Toilette.

Leuchtsignal für eine besetzte Toilette im ICE

Das ist nun nicht so super interessant, ich weiß schon.

Als die Anzeige nicht mehr leuchtete, machte ich mich auf den Weg zum Klo.

Die Toiletten sind zwischen den Wagen, eine auf der rechten und eine auf der linken Seite, jedenfalls meistens.

Bei der rechten Toilette war gereade jemand vom Service dabei, die Abfallbehälter zu leeren. Also erwartete ich, dass die linke Toilette frei war.

War aber abgeschlossen.

Der Servicemann sagt nur kurz: „Ist besetzt.“

Ich: „Leuchtet aber nicht als besetzt.“

Er: „Das kommt öfter vor. Deswegen immer an der Tür nachsehen.“

Gut, ich sehe ein, dass ein Leuchtsignal für zwei Toiletten verwirrend sein kann. Und am Ende stand die Toilette, in der er gerade für Ordnung sogte, defacto ja auch zur Verfügung.

Für mich als inzwischen Fast-nie-Bahnfahrer war das Bahnfahren in Deutschland etwas abenteuerlich.

Die falsche Zugbeschriftung in München, die falschen Informationen auf den Bildschirmen, die Verspätung von über einer Stunde, die Freirunde Kaffee, von der aber nicht jeder wusste und den man sich selber abholen musste.

Zum Problem wurde so eine Verspätung dann schon für Leute, die noch am selben Tag Anschlusszüge brauchten. Mit uns waren andere AIDA-Gäste im Zug, die aber noch am selben Tag in Kiel an Bord gehen mussten. Auch die gerieten so langsam in Stress.

Man hört und liest viel von Fahrgästen, denen ähnliches passiert. Bisher buchte ich das immer unter „kann ja mal passieren“ ab. Ein wenig Zweifel habe ich aber inzwischen schon, ob es sich wirklich nur um Ausnahmen handelt.

Das Bahnfahren im ICE finde ich grundsätzlich immer noch schnell und bequem. Aber ich empfehle, genügend Zeit einzuplanen, um nicht in terminlichen Stress zu kommen.

Wir jedenfalls waren nur verwirrt, etwas genervt, aber nicht im Stress. Und den entspannenden Abend hatten wir ja noch vor uns.

Christiane auf dem Bahnsteig in Kiel

Die Strecke nach Kiel verlief ohne weitere Überraschungen. Die verlorene Stunde konnten wir nicht wieder reinholen.

Wir schauten uns während der Fahrt ein bisschen die schleswig-holsteinische Landschaft an.

Kurz nach 16:00 Uhr sind wir angekommen.

Es war bestes Wetter. Tatsächlich war es ungewöhnlich heiß, so 26 Grad bei strahlend blauem Himmel.

Sven auf dem Bahnsteig in Kiel

Das Hotel hatten wir so ausgesucht, dass es nicht so weit weg vom Bahnhof entfernt war. Mehr dazu in meinem Artikel Nordkap mit der AIDA: Vorbereitung. Da wir nur eine Nacht im Hotel übernachten wollten, legten wir auf übermäßigen Komfort keinen Wert, sondern eher darauf, dass wir nicht zuviel Geld dafür ausgeben mussten.

Aber dennoch lag das Hotel nicht direkt am Bahnhof, so dass wir ein Stück Fußweg vor uns hatten. Mit Gepäck. Wir überlegten ein wenig hin und her, ob wir nicht ein Taxi nehmen sollten, aber entschieden uns dagegegn. Erstens tat uns ein bisschen Bewegung ganz gut, zweitens war tolles Wetter und drittens hatten wir es nicht eilig.

Ja, in Schleswig-Holstein gibt es keine Berge. Also … so gut wie. Das Hotel lag oberhalb der Bahngleise an einer Brücke. Die leichte Steigung bis dahin trieb uns bei der Lufttemperatur trotzdem den Schweiß aus den Poren. Zunächst machten wir noch Witzchen, aber allmählich wurden wir immer schweigsamer.

Dieser Weg wird kein leichter sein …

… und morgen zum Schiff vielleicht doch mit dem Taxi.

Das Hotel An der Hörn in Kiel, von der Brücke aus fotografiertDas Hotel „An der Hörn“ lag direkt an den Gleisen und zusätzlich an einer stark befahrenen Straße. Klang nach Lärm. Es zeigte sich aber, dass das Zimmer bei geschlossenen Fenstern sehr ruhig war. Das  geräumige Zimmer war recht preiswert, ein Frühstück war im Preis inbegriffen, aber  auch nicht sehr üppig. Das Gebäude war nicht sehr attraktiv.

Der größte Vorteil war die Fußläufigkeit zum Hauptbahnhof. Dort würden wir morgen unsere Koffer bei einem AIDA Shuttlebus- Service abgeben.

Blick in das große HotelzimmerAuf dem Foto unser Zimmer. Es war sehr groß. Das Bett war ebenfalls sehr groß. Wir hatten einen kleinen Balkon, der zwar direkt in Richtung der Gleise lag, aber von allerlei Büschen und Wildkräutern eingerahmt war. Da störte auch das brachliegende Grundstück rechts unter uns nicht.

Das Hotel verfügte über keinen Aufzug, aber wir mussten glücklicherweise nur ein paar Stufen ins Hochpaterre mit unseren Koffern überwinden.

Wir waren sehr zufrieden mit unserem Hotelzimmer.

Eine Möwe stolziert in Kiel über das Straßenpflaster

Abends sind wir noch etwas spazierengegangen. An der Hauptstraße ging es Richtung Hauptbahnhof. Es war immer noch sehr heiß in Kiel. Und am Hauptbahnhof war immer noch viel los. Ohne uns lange aufzuhalten, ging es weiter in die Fußgängerzone. Wir überlegten, ob wir noch etwas zu Abend essen sollten. Zunächst reichte aber ein Fischbrötchen.

Überall trieben sich Möwen herum und hofften, dass für sie etwas Essbares abfiel. Eine landete direkt vor uns und rief laut: „Ey, Alter, schmeiß dein Fischbrötchen her!“

Nö, war meins!

Das Kieler RathausLangsam schlenderten wir weiter zum Rathausplatz mit dem beeindruckenden Rathaus und dem Opernhaus.

Von dort wollten wir weiter zum Ostseekai, aber nicht an den Straßen lang. Alternativ ging es für uns am Kleinen Kiel schon fast romantisch weiter durch den Ratsdienergarten und den Schlossgarten bis zum Hafen.

Kiel wirkt ingesamt bemerkenswert hügelig. Aber das ist weniger erstaunlich als man in Süddeutschland vielleicht meint. Den östlichen Teil hat die Eiszeit mit Grund- und Endmoränen sehr hügelig zurückgelassen.

Auch die Holsteinische Schweiz um Plön, Eutin und Malente mit ihren vielen Seen ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit.

Großes Schild Port of Kiel

Die AIDAbella war noch nicht eingetroffen. Das neue Terminal am Ostseekai bot Platz für 10.000 Passagiere. Das sollte für die AIDAbella ausreichen.

Ein Teil einer Hanse Kogge im Kieler Hafen

Von hier aus in Richtung Hotel kamen wir an der wunderschönen Replika einer Hanse Kogge vorbei.

Im Grunde war das ein sehr einfaches Handelsschiff aus Holz.

Und damit waren die Seeleute vor 700 Jahren auf der Ostsee unterwegs.

In der Nähe des Hauptbahnhofs wollten wir noch etwas trinken. Aber irgendwie saßen wir da minutenlang herum, ohne dass es jemandem interessierte. Das Restaurant hieß „Gosch an der Hörn“. Erst später kamen wir auf die Idee, dass man sich seine Getränke vermutlich selber holen musste. Das war nicht so offfensichtlich, weil dort durchaus Kellner fleißig unterwegs waren, wahrscheinlich aber nur zum Abräumen-

Die Außenterrasse des Hotels An der Hörn in KielSo haben wir uns bei unserem Hotel auf die Außententerrasse gesetzt und noch etwas zum Abschluss des Tages getrunken.

Wenigstens hatten die richtiges norddeutsches Bier!

Ab ins Bett!